Warum ich gerne die Auserwählte spiele
Ob das Drachenblut in Skyrim, die Inquisitorin oder Commander Shephard – Steffi kann einfach nicht genug davon kriegen, die Auserwählte in Games zu spielen. Warum das so ist, verrät sie euch in den folgenden Zeilen.
Wenn mich jemand fragt, mit welchem Spiel ich richtig angefangen habe, mich selbst als Gamerin zu identifizieren, würde ich ohne Zweifel direkt The Elder Scrolls V: Skyrim nennen. Unzählige Stunden verbrachte ich in Himmelsrand. Was mir besonders an dem Spiel gefällt? Als Dovahkiin, welche_r Drachenseelen aufnehmen kann und als einzige Lösung für das Besiegen des Weltenfressers Alduin gesehen wird, bekommt man als Spieler_in eine wichtige Rolle. Skyrim wurde exemplarisch für meine zukünftige Spielauswahl. Ich liebe es einfach, auserwählte Personen zu spielen. Dabei gibt es einige Gamer_innen, die die Auserwählten lieber in der Papiertonne der Spielentwickler_innen sehen würden. Warum spiele ich aber gerne die Auserwählte? Das hat insbesondere zwei Gründe.
Steffi mal anders
Wer mich kennenlernt, wird schnell merken: Ich bin häufig introvertiert. Während ich in der Realität eher eine ruhige, teilweise zurückhaltende Person bin, übernehme ich in Videospielen die Verantwortung. Ich stehe gerne in der vordersten Reihe, um große Probleme zu lösen. So führe ich eine Armee gegen den obersten Dämon Corypheus in Dragon Age: Inquisition an. Dabei besitze ich als Auserwählte die Fähigkeit, Risse, aus denen Dämonen schlüpfen, zu schließen. Oder ich rette mit meiner Crew als Commander Shepard die Galaxie vor den Reapern. Diese riesigen tintenfisch-artigen Wesen wollen nämlich das organische Leben in der Galaxie vernichten.

Ein weiterer Punkt ist, dass mich die Charakter_innen in Videospielen anders behandeln. Die Bestätigung, etwas “Besonderes” zu sein, brauche ich zwar nicht im echten Leben, in Videospielen ist das aber etwas anderes. Erkannt und gebraucht zu werden, ist dabei einfach ein tolles Gefühl. Und steigt mir das mal zu Kopf, kann ich die Konsole oder den PC einfach ausschalten. Dann bin ich schon wieder die introvertierte Steffi, die sich vor dem übermäßigen Kontakt mit Menschen scheut.
Lass uns mal die gesellschaftlichen Verhältnisse ändern
Vielleicht liegt es auch einfach daran, dass ich grundsätzlich ein pessimistischer Mensch bin, was Änderungen in der westlichen Gesellschaft angeht. Sei es Rassismus, Antisemitismus, Frauenfeindlichkeit, Homo- oder Transphobie: Ich habe den Eindruck, dass diese Diskriminierungsformen in unserer Gesellschaftsstruktur eingebrannt sind. Bis wir uns aus diesen ausgrenzenden Strukturen herausbewegen können, werden noch einige Jahre, wenn nicht sogar Jahrzehnte oder Jahrhunderte vergehen. Auch ist es schwer, als Einzelperson etwas dagegen zu tun. In einigen Videospielen hingegen können wir innerhalb weniger Stunden merken, welche Auswirkungen unsere Taten haben und dass sich möglicherweise alles zum Guten wenden kann.

Screenshot von: Gameactivists – Spiel: The Elder Scrolls V: Skyrim
Das sieht man auch in Skyrim. Sind wir nicht gerade mit dem Kampf gegen den Weltenfresser Alduin beschäftigt, lösen wir einen gesellschaftlichen und politischen Konflikt. So stellt sich in einer Questreihe die Frage, ob wir uns im Bürger_innenkrieg auf die Seite von Ulfric Sturmmantel oder den Kaiserlichen stellen. Meine persönliche Wahl fiel auf den Kampf gegen die sogenannten Sturmmäntel, und das aus einem besonderen Grund: Ulfric Sturmmantel unterdrückt alles, was nicht menschlich ist. Echsenähnliche Wesen wie die Argonier_innen oder die katzenähnlichen Khajits stehen für die Sturmmäntel auf einer niedrigeren Ebene wie beispielsweise die Nordmenschen. Wir treffen hier also auf Rassismus. Das ist etwas, was ich weder im echten Leben noch in Videospielen unterstützen kann. Rassismus ist in unserer realen Gesellschaft noch immer allgegenwärtig und in unserer Struktur verankert. Als Spieler_in ist der Rassismus in Skyrim zumindest innerhalb weniger Stunden eingegrenzt.
Warum ich gerne die Auserwählte in Videospielen spiele, hat also zwei Gründe. Ich kann dabei noch deutlicher als in anderen Games meine Introvertiertheit beiseitelegen. Außerdem kann ich Ungerechtigkeiten, die mir im wahren Leben auf den Keks gehen, auflösen. Aber was haltet ihr von Games, in denen ihr Auserwählte spielt? Schreibt es in die Kommentare!
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