Auch wenn es seitens Rockstar Games noch nicht bestätigt ist: Grand Theft Auto 6 wird früher oder später erscheinen. Es wird also Zeit, sich schon einmal Dinge zu wünschen, die man gerne im Open-World-Spiel sehen will! Warum Steffi hofft, dass endlich mal eine Frau Hauptfigur wird, erfahrt ihr in den folgenden Zeilen!

Fast acht Jahre ist es her, dass wir das erste Mal mit Trevor, Michael und Franklin Los Santos in Grand Theft Auto 5 unsicher machen konnten – damals noch auf der Playstation 3 und Xbox 360. Es war noch nicht absehbar, dass Rockstar Games die nächsten zwei Konsolengenerationen mit GTA 5 „beglücken“ würde, anstatt sich an die Arbeit für einen neuen Teil der Reihe zu setzen. Immerhin ist GTA Online heutzutage noch ziemlich beliebt und eine Geldmaschine für das Entwicklungsstudio … Zum Ärger vieler Einzelspieler_innen (inklusive mir), die auf ein neues actionreiches Abenteuer warten.

Ich bin ein riesiger Fan der GTA-Reihe. Was mich daran insbesondere faszinierte, ist die Vielfalt dieser Spiele – zumindest im Bereich der Spielinhalte, also Missionen, Nebentätigkeiten und Weiteres. Was mir aber eher weniger gefällt, ist die nicht vorhandene Bandbreite an unterschiedlichen Hauptfiguren. Sie haben nämlich alle eine Charaktereigenschaft: Sie sind männlich. Umso mehr erfreute mich das Gerücht, dass Rockstar Games angeblich eine weibliche Protagonistin in GTA 6 einbauen würde. Allein dieses Gemunkel führte schon bei vorwiegend männlichen Spielern zu spontaner Schnappatmung … Aber Spaß beiseite. Warum sollte Rockstar Games endlich mal eine weibliche Kriminelle als Hauptfigur einbauen?

Rockstar Games und die Frauen … eine schwierige Geschichte

Sucht man nach Frauen als Hauptcharakterinnen in den wohl bekanntesten Rockstar-Games-Spielereihen GTA und Red Dead, schaut man in die Röhre. So laufen wir als Michael, Tony oder John entweder durch den wilden Westen oder durch Großstädte und halten uns mit Bankrauben, Drogen-, Autos- und Kutschenverkäufen über Wasser. Frauen sind nur Nebencharakterinnen. Spielbar ist das weibliche Geschlecht nur bei den Online-Ablegern des letzten Red-Dead-Redemption- und GTA-Teils. Reine Story-Player_innen kommen also nur mit Männern als spielbare Figuren in Kontakt.

Aber nicht nur die Nicht-Existenz von Protagonistinnen ist ein Problem bei Rockstar Games. Auch die Darstellung des weiblichen Geschlechts und wie mit Frauen in den Spielen umgegangen wird, lässt leider zu wünschen übrig. So muss man beispielsweise in Red Dead Redemption eine x-beliebige Frau gefesselt auf die Gleise werfen und dabei zuschauen, wie sie von einem Zug überrollt wird, um eine optionale Trophäe zu erhalten. Auch GTA 5 wurde zu Recht dafür kritisiert, negative Frauenbilder zu vertreten. Natürlich ist die GTA-Reihe dafür bekannt, ihre Charakter_innen zu überzeichnen, egal welches Geschlecht, welche sexuelle Orientierung oder Hautfarbe sie haben. Aber in GTA 5 werden leider konsequent alle weiblichen Figuren so porträtiert , damit man sich über sie lustig machen kann.

GTA 5: Eine Ansammlung an klischeebesetzten Nebencharakterinnen

Schauen wir uns doch mal Tracey, die Tochter von Michael an. Sie will unbedingt berühmt werden und nimmt deswegen an einer Castingshow teil. Dabei tanzt der Moderator sie in sexueller Weise an, was dazu führt, dass Michael und Trevor eine Jagd auf ihn starten. Dabei ist Tracey nicht die einzige weibliche Lachnummer in Michaels Familie: Seine Ehefrau Amanda hat laut Trevor im Rotlichtmilieu gearbeitet. Ihre Beziehung zu ihrem Mann ist angespannt. Sie verprasst sein Geld für teure Klamotten, Schmuck und Schönheits-OPs. Und als wäre das nicht schon klischeebehaftet genug, betrügt sie Michael mit dem Yoga-Trainer.

Oder schauen wir uns Denise Clinton, die Tante von Franklin und bekennende Feministin an. Hier zieht Rockstar Games den Feminismus ins Lächerliche. Denn Feminismus, also das Einfordern von Gleichberechtigung und Selbstbestimmung aller Geschlechter und Sexualitäten, wird hier gleichgesetzt mit Kursen zur Belebung der Weiblichkeit oder Stärkung des Beckenbodens. Auch skandiert Denise während des Kardio-Trainings mit ihren Freundinnen feministische Phrasen, was Trevor zum Eskalieren bringt. Nach einem kurzen Ausraster seinerseits sind sie sofort still. Das schwache Geschlecht eben … Umso wichtiger ist es, dass endlich mal eine Frau bei GTA zum Zug kommt!

Es wird also Zeit für die Quotenkriminelle!

Ich sehe schon während des Schreibens das Augenrollen zahlreicher (meist männlicher) Spieler_innen von Rockstar Games. „Ist das denn wirklich nötig? Ist doch total egal, wen ich spiele. Aber GTA und eine Frau als Protagonistin, das passt ja überhaupt nicht zusammen!11!!!111!!“ Ja, actionreiche und gewaltvolle Spiele wie GTA werden eher männlichen Spielern zugeordnet. Das heißt aber noch lange nicht, dass man Frauen, also ungefähr die Hälfte der Bevölkerung, nicht repräsentieren muss … Und das über mehr als zwei Jahrzehnte. GTA ist eine Spielreihe über kriminelle Machenschaften und rein statistisch gesehen sind eben nicht nur Männer für gesetzwidriges Handeln verantwortlich: Jede vierte tatverdächtige Person ist weiblich. Also wäre es wohl schon vor einigen GTA-Teilen Zeit gewesen, eine weibliche Protagonistin einzusetzen.

Vielleicht stand auch der jahrelange Irrglaube, dass sich Videospiele mit weiblichen Hauptfiguren schlecht verkaufen würden (liebe Grüße an Ubisoft!) im Vordergrund. Dabei zeigen gerade Spiele wie Horizon Zero Dawn oder The Last of Us: Part II, dass Games mit weiblichen Hauptfiguren auch ziemlich gute Verkaufszahlen liefern.

Rockstar kann auch starke weibliche Figuren!

Wird also mal Zeit, dass sich etwas ändert! Und eine Mini-Revolution gab es ja schon bei Red Dead Redemption 2. Auch wenn wir hier leider immer noch keine Frau im Einzelspieler_innen-Modus spielen können, ist wenigstens Sadie Adler als interessante Nebencharakterin eine schöne Abwechslung von den mit männlichen Protagonisten dominierten Spielen, da sie als eine der wenigen Frauen eine starke Entwicklung während des Games durchlebt. Ihr Ehemann wird von einer Gang umgebracht, sie versteckt sich tagelang im Keller und wird schlussendlich von der Van-der-Linde-Gang aufgefunden. Ohne zu viel spoilern zu wollen, wird sie am Ende zu einer knallharten Banditin. Da habe ich mich irgendwann gefragt, warum Rockstar Games nicht Sadie als Protagonistin genommen hat. Wäre ja auch mal interessant gewesen, die Geschichte aus ihrer Perspektive zu erleben.

Was ich mir daher von Rockstar Games wünsche, ist endlich mal eine weibliche Protagonistin, die die Männerdomäne aufmischt und nicht mit Geschlechterstereotypen überzogen ist. Ob mein Wunsch in Erfüllung geht, werden wir wohl erst in den nächsten Monaten erfahren … Oder Jahren.

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